Frutigen

Baugruppe B (Frutigen, Zentrum)
Beschreibung
Die historisch, räumlich und architektonisch bedeutende Baugruppe umfasst den verstädterten Dorfkern von Frutigen und setzt sich aus der geraden, von NO gegen SW verlaufenden Dorfstrasse, der im Zentrum abzweigenden, gekrümmt gegen SO verlaufenden Kanderstegstrasse und der Oberen Bahnhofstrasse zusammen. Die Hauptachsen weisen eine dichte Bebauung nach städtischem Vorbild auf, deren Bauten mehrheitlich aus den Jahren kurz nach dem grossen Dorfbrand 1827 und um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. stammen. An der Dorfstrasse bildet der ungefähr in der Achse der Kirchgasse stehende, leicht zurückversetzte Gasthof Adler mit repräsentativer Fassade und hervorragendem Brunnen einen wichtigen Blickpunkt. Dieselbe Funktion übernimmt für die von unten heraufführende Kanderstegstrasse das Wohnhaus Nr. 11. Hier befindet sich das eigentliche Zentrum der Baugruppe. Gleicht hier das Strassenbild demjenigen einer Kleinstadt, wird die Bebauung gegen NO und SW hin zusehends lückenhaft und die Bausubstanz von heterogener Qualität. Im NO bildet der qualitätvolle Komplex des ehem. Gasthauses Helvetia (Nrn. 13 und 15) ein wichtiges Gegengewicht zu einem Neubau der 1970er Jahre. Im SW definieren grösser dimensionierte Einzelbauten, darunter das wertvolle Wohnhaus Nr. 5 und der einzige vom Dorfbrand von 1827 verschonte Bau der Gruppe, die ehem. Färberei (Nr. 6) das Strassenbild. Die Kanderstegstrasse führt als Dorfzubringer von SO über die Engstlige und danach in einer ansteigenden S-Kurve zum Dorfzentrum. Allen an den Richtungsänderungen stehenden Bauten kommt durch ihre Staffelung eine hohe Bedeutung für das innere Ortsbild zu. An den architektonisch überdurchschnittlichen Bauten ist die Dorfentwicklung eindrücklich dokumentiert. Im flachen Teil, beidseits der Engstlige, bezeugen Hotelbauten die Tourismusblüte der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. Am Hangfuss bilden heute umgenutzte Bauten dank des ehem. Wuhrkanals einen kleingewerblichen Rest von besonderem Wert: die Mühle Nr. 12 und die Gerbe nördl. davon. Im anschliessenden zentralen Bereich stehen beidseits der Strasse die geschlossenen Reihen aus den Jahren nach 1827. Im späten 19. Jh. erfolgte dort, wo einzig eine ärmliche ?Krankenstube? und das historisch und bautypologisch wichtige Bezirksgefängnis (Obere Bahnhofstrasse 2) standen, nach der Jahrhundertwende im Zuge des Bahnbaus eine Dorferweiterung in Richtung des damals westl. der Engstlige stehenden Bahnhofs. Die Bausubstanz stammt fast gänzlich aus dieser Zeit und präsentiert sich im zeittypischen Stilpluralismus. Die Strassenverzweigung bei der Postgasse wird wirkungsvoll vom ehem. Postgebäude definiert. Von NW ergibt sich an dieser Stelle ein abwechslungsreicher Einblick mit der originellen, auf die Postgasse bezogenen Fassade des Wohn- und Geschäftshauses an der Oberen Bahnhofstrasse.