Lützelflüh

Baugruppe B (Lützelflüh, Kirchenbezirk und Oberdorf)
Beschreibung
Die Baugruppe umfasst die 2 ältesten Ortsteile der Gemeinde – den Kirchenbezirk und das Oberdorf samt dem dazwischenliegenden grossen Freiraum mit Wiese und Obstbäumen. Der über dem nördl. Steilufer der Emme gelegene und durch die Brückenkopfsituation akzentuierte Kirchenbezirk weist besonders interessante räumliche Qualitäten auf: Die Achse der Zufahrtsstrasse, die das Unterdorf mit dem oberen Dorfteil verbindet, führt geradewegs zur markanten, durch einen neugotischen Frontturm charakterisierte Kirche von 1505, deren Grundmauern ins frühe 12. Jh. zurückreichen. Das sich in W-O-Richtung verzweigende Rampensystem hat eine fächerförmige Anordnung giebelständiger Gebäude zur Folge. Diese imposanten Bauvolumen ? die ehem. Tabakmanufaktur von 1844 im W, das Gemeindehaus von 1843 und das östl. von der Kirche stehende repräsentative "Doktorhaus" von 1822 ? definieren einen zentralen Dorfplatz, der mit einer 1931 dat. Brunnenanlage möbliert ist. Nördl. der Kirche begrenzt die bauhistorisch vorzügliche, vom 17. bis ins 19. Jh. errichtete Pfarrhaus- bzw. Pfrundgruppe das Ensemble, während in Richtung Rüegsau das von 1949 stammende Primarschulhaus des Langnauer Architekten Ernst Mühlemann einen modernen Schlusspunkt bildet. Die vorwiegend von kirchlich-sozialen Institutionen bestimmte Gruppierung ist nebst der hervorragenden Bausubstanz mit seinen an Jeremias Gotthelf, Emanuel Friedli und Simon Gfeller erinnernden Denkmälern auch von ausserordentlicher kultureller Bedeutung. Das bauhistorisch sehr eindrückliche Oberdorf befindet sich östl. vom Kirchenbezirk und wird in erster Linie ? mit Ausnahme der ehem. Schmiede von 1834 (Nr. 12) ? durch die dichte Aneinanderreihung gleichgerichteter Ründifronten beidseits der Gotthelfstrasse und den daraus resultierenden geschlossenen Strassenraum charakterisiert. Die Gebäude stammen vorwiegend aus der 1. H. 19. Jh. und enthalten Gewerbelokalitäten. Im W bildet das imposante Gasthaus Ochsen von 1801 den Auftakt, während bei der Abzweigung zur Mühlegasse das so genannte "Krämerhaus" von 1796 die dichte Häuserzeile im O abschliesst. Die wenig jüngeren und von der Verkehrsachse leicht zurückversetzten Satteldachhäuser ("Ochsenstock" Nr. 13 von 1898 und ehem. Metzgerei Nr. 14 von 1900) lockern den hermetisch wirkenden Strassenzug stellenweise auf. Den östl. Abschluss der gesamten Baugruppe bilden die durchgrünte Anlage der Sekundarschule mit dem 1908 gebauten traufständige Heimatstil-Hauptbau sowie das typologisch wertvolle, im Wieshang freistehende ehem. Küherstöckli von 1708 (Nr. 20), das ein urspr. an den Dorfkern grenzendes Gehöft dokumentiert. Zusammenfassend stellt die Baugruppe ein Ortsbild von nationaler Bedeutung dar.