Kehrsatz

Die bereits 1967 geplante und 1969/70 von den lokalen Architekten Peter Grützner und Walter Bürgi realisierte Terrassenhaussiedlung liegt am südöstl. Hang einer Gletschermoräne und bildet den Abschluss eines darüber liegenden kleinen Villenviertels. Zentrales Rückgrat der achsensymmetrischen Anlage bildet das mittige Treppenhaus mit Schräglift, von welchem beidseitig über offene Vorhöfe die insgesamt 10 grosszügig bemessenen Wohneinheiten zugänglich sind. Das homogene Erscheinungsbild der Gesamtsiedlung – dem die Anlage eine hervorragende Fernwirkung aus der Ebene des Belpmooses verdankt – wird durch die durchlaufende horizontale Bänderung mit den aufgebogenen Terrassenbrüstungen geprägt. Diese wie Pflanzentröge anmutenden Elemente zeigen die Bezüge von Grützner/Bürgi zur Architektur von Le Corbusier, etwa zu dessen gerundeten Flachdachabschlüssen bei der Kapelle in Ronchamp (F) von 1955 und beim Justizpalast im indischen Chandigarh von 1956. Das Ensemble in Kehrsatz unterscheidet sich damit stilistisch von den etwas früher realisierten Terrassensiedlungen "Ländli" in Bremgarten und "Lindenrain" in Belp der Zuger Architekten Stucky/Meuli, die sich an der Bautradition von F. L. Wright orientierten. Die ausgezeichnete Einbettung der Siedlung in die Landschaft wird zusätzlich durch die starke Begrünung der Terrassenbereiche und einen praktisch umlaufenden Cordon von Bäumen und Sträuchern erzielt, der auch dem südöstl. vorgelagerten, gemeinsam genutzten Schwimmbecken als Sichtschutz dient. Das Ensemble gehört zu den frühen Terrassensiedlungen im Kanton Bern und stellt einen wichtigen kultur- und architekturhistorischen Zeugen eines damals neuen, urspr. spezifisch schweizerischen Bautypus im Wohnungsbau dar.